Lipoproteinapherese, Lipidapherese

Schwere Fettstoffwechselstörungen besitzen eine hohe Morbidität und Mortalität. Diät, kombinierte medikamentöse Therapie und als Ultima Ratio die extrakorporale Elimination mittels selektiver Lipoproteinapherese kommen zum Einsatz (multimodale Therapie).

Selektive Entfernung von Lipoproteinen

Die selektive Lipoproteinapherese umfasst Verfahren der extrakorporalen Blutreinigung, die mit hoher Effizienz Low-Density-Lipoproteine (LDL), zu denen auch das Lipoprotein(a) zählt, und die weiteren großen Triglyzerid-reichen-Lipoproteine, die auch zu den Risikofaktoren der Atherosklerose zählen, eliminieren können. Im Labor bilden die Konzentrationen des LDL-Cholesterins, des Lipoprotein(a) und der Triglyzeride die Basis zur Diagnose und Behandlung schwerer Fettstoffwechselstörungen.

Einheitliche Qualitätsrichtlinien

Derzeit befinden sich in Deutschland fünf unterschiedliche Methoden der selektiven Lipoproteinapherse in der praktischen Anwendung. Je nach physikochemischem Prinzip der extrakorporalen Elimination werden noch weitere Plasmaproteine, zum Beispiel der kardiovaskuläre Risikofaktor Fibrinogen entfernt, was im Einzelfall als zusätzlicher positiver Therapieeffekt genutzt werden kann und die Auswahl der Methode mitbestimmt. Trotz unterschiedlicher methodischer Ansätze sind Effizienz und Spezifität hinsichtlich der LDL-Cholesterin- und Lp(a)-Elimination bei allen fünf Verfahren gleichwertig. Alle Methoden erfüllen die im Rahmen der GKV-Erstattung geltenden Qualitätsrichtlinien. Diese schreiben eine mindestens 60%ige LDL-Absenkung je Therapiesitzung vor. Nach Schätzungen werden etwa 2/3 der Patienten regelmäßig peripher-venös behandelt, ca. 1/3 über einen arterio-venösen Shunt.

Einheitliche Qualitätsrichtlinien
Die Lipoproteinapherese senkt LDL-Cholesterin pulsförmig um ca. >60-75% ab, Lp(a) mit seiner Beladung an oxidierten Phospholipiden um etwa >60-75%.
Plasmatherapien zur selektiven Lipoproteinapherese
Lipoproteinapherese mit dem Lipidfilter: die Verfärbung nach Apherese zeigt deutlich die entfernten und im Filter zurückgehaltenen Lipoproteine.

Plasmatherapien zur selektiven Lipoproteinapherese

Plasmatherapieverfahren trennen im ersten Schritt mittels eines Plasmaseparators das Plasma von den zellulären Blutbestandteilen. Aus dem so separierten Plasma werden in einem zweiten Schritt mithilfe eines Sekundärfilters LDL und weitere Faktoren der Atherosklerose wie Lp(a) und große Triglyzerid-reiche Lipoproteine entfernt. Das gereinigte Plasma wird anschließend wieder mit den zellulären Blutbestandteilen vereinigt und sofort an den Patienten zurückgegeben. Die Dauer der Behandlung beträgt in Abhängigkeit vom Blutfluss und Plasmavolumen etwa zwei bis drei Stunden. In der Regel wird ein Plasmavolumen behandelt.

In der Praxis etablierte selektive Plasmatherapieverfahren

  • Doppelfiltrations-Plasmapherese; Verfahren: Lipidfiltration (zusätzliche Fibrinogen-Elimination)
  • Heparin-induzierte extrakorporale LDL-Präzipitation; Verfahren: HELP-Apherese (zusätzliche starke Fibrinogen-Präzipitation)
  • Adsorption an Dextransulfat (DSA); Verfahren: Plasma-DSA
  • Immunadsorption; Verfahren: Bindung an Anti-Apoprotein B-Schaf-Antikörper

Vollblutverfahren zur selektiven Lipoproteinapherese

Bei Vollblut- oder Hämoperfusionsverfahren werden mithilfe adsorbierender Substanzen, die sich in granulierter Form in einem Adsorber befinden, atherogene Substanzen im extrakorporalen Kreislauf direkt aus dem Blut entfernt. Die Größe des Adsorbers muss dabei eine ausreichende Austauschfläche und Kontaktzeit mit dem Blut gewährleisten. Da keine Abtrennung des Plasmas erfolgt, ist ein hohes Behandlungsvolumen erforderlich. Bei Vollblutverfahren wird je Therapiesitzung das 1,6-fache Blutvolumen behandelt.

In der Praxis etablierte Vollblutverfahren

  • Adsorption an Dextransulfat; Verfahren: Vollblut-DSA (zusätzliche milde Fibrinogenadsorption)
  • Adsorption an Polyacrylat-Liganden; Verfahren: DALI

Wirkmechanismen der Lipoproteinapherese bei Hyperlipidämien

  • Physikochemische extrakorporale Elimination von Lipiden und Lipoproteinen aus dem Plasma
  • Pulsförmige: Absenkung von LDL-Cholesterin um ca. >60-75%, Absenkung von Lp(a) mit seiner Beladung an oxidierten Phospholipiden um etwa >60-75% und Reduktion von Triglyzeriden
  • Prävention kardiovaskulärer Ereignisse und häufig verringerte Mortalität bei Hochrisiko-Patienten
  • Stabilisierung atherosklerotischer Plaques durch Reduktion Lipid-reicher Plaquekerne
  • Rasche Verbesserung der Endothelfunktion (z.B. mikrovaskuläre koronare Dysfunktion)
  • Pulsförmige Reduktion von PCSK9 (physikochemische Elimination)
  • Rheologischer Effekt mit rascher Perfusionsverbesserung im arteriellen z.B. koronaren Stromgebiet
  • Reduktion der Plasmaspiegel und Gewebekonzentration von Phytansäure
  • Patienten berichten oft über eine Verbesserung der Lebensqualität durch erhöhte körperliche Leistungsfähigkeit und eine verminderte Angst vor weiteren Gefäßereignissen
Wirkmechanismen der Lipoproteinapherese bei Hyperlipidämien
Lipoproteinapherese: Bei der Lipidfiltration werden atherogene Substanzen wie Lipoprotein(a), LDL-Cholesterin oder Triglyzeride entfernt, während nützliche Substanzen wie das HDL-Cholesterin den Filter weitgehend ungehindert passieren.
Krankheitsbilder, die mit der Lipoproteinapherese behandelt werden können

Krankheitsbilder, die mit der Lipoproteinapherese behandelt werden können

  • Homozygote familiäre Hypercholesterinämie
  • Heterozygote familiäre oder allgemein schwere Hypercholesterinämie mit bestehender Gefäßerkrankung und Verfehlen des Zielbereichs für LDL-Cholesterin trotz Diät und kombinierter medikamentöser Therapie
  • Schwere Hypercholesterinämie mit bestehender Gefäßerkrankung und Verfehlen des Zielbereichs für LDL-Cholesterin bei Intoleranz gegenüber Lipid-senkenden Medikamenten
  • Lipoprotein(a)-Hyperlipoproteinämie mit fortschreitender Gefäßerkrankung

Für weitere Informationen zur Lipoproteinapherese wenden Sie sich gerne an uns.

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Weiterführende Informationen und Literatur

 

  • Heibges A, Fassbender C, Klingel R. Aktuelle Praxis der Lipidapherese. Nieren-Hochdruckkrkh (2010) 39: 322-337.

  • Heigl F, Grützmacher P, Hohenstein B et al. Stellenwert von Lipoproteinapherese und PCSK9-Antikörpern bei der Maximaltherapie schwerer Hyperlipoproteinämien. Nieren-Hochdruckkrkh (2019) 48: 497-507.

  • Julius U, Parhofer KG, Heibges A et al. Dextran-sulfate-adsorption (DSA) of atherosclerotic lipoproteins from whole blood or separated plasma for lipid-apheresis - Comparison of performance characteristics with DALI and Lipidfiltration. J Clin Apher (2007) 22: 215-223.

  • Klingel R, Göhlen B, Schwarting A et al. Differential indication of lipoprotein apheresis during pregnancy. Ther Apher Dial (2003) 7: 359-364.

  • Klingel R (2018) Lipoprotein(a) - verstecktes Risiko im LDL-Cholesterin. Kompendium Herz-Kreislauf (2018) 14: 14-20.

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